Unter Kunstradfahren versteht man das Turnen auf einem Spezialrad. Balance, Kraft, Dehnung und Koordination sind Voraussetzungen zum Ausüben dieser Sportart. Katarina hat vor ca. 12 Jahren, Alex, zwei Jahre später, also 2014 … mit dem Sport beim SF Kladow angefangen. Zum Kunst- & Einradfahren ist sie übers Kinderturnen bei Nicole gekommen und Alex hatte schließlich ebenfalls Interesse, weil er bei den Trainings immer dabei war und zugeguckt hat. Jahrelanges, intensives Training und die Freude am außergewöhnlichen Sport brachten die beiden zu zwei Weltmeisterschaften. Im letzten Jahr waren sie bei der WM in Glasgow mit dabei, in der vorletzten Woche im Oktober dieses Jahres war die Anreise quasi um die Ecke – Ziel war die Hallenrad (Radball und Kunstrad) Weltmeisterschaft in der ÖVB Arena in Bremen.
Für Katarina und Alexander von den Sportfreunden Kladow waren es insgesamt fünf aufregende Tage um die Kunstrad WM 2024. Da die Geschwister eine doppelte Staatsbürgerschaft besitzen, können sie bei Europa- und Weltmeisterschaften für Großbritannien starten. Rund 300 Spitzensportler aus der ganzen Welt kamen zusammen, um vom 25. bis zum 27. Oktober ihr Können auf zwei Rädern zu messen und sie alle wurden täglich von bis zu 5000 begeisterten Fans gefeiert – eine Weltmeisterschaft, bei der die Emotionen Achterbahn gefahren sind.
Wie war es für euch, seid ihr sehr aufgeregt gewesen, was geht einem vorher durch den Kopf?
Alex: „Ich war schon etwas aufgeregter als normal, allein durch die Stimmung, die andere Atmosphäre in der Halle und auch die vielen Zuschauer, das war schon etwas Besonderes. Dennoch konnte ich mich gut konzentrieren und vorher habe ich mir eigentlich mehr Gedanken über bestimmte Übungen gemacht, wie ich was fahre.“
Auch Katarina war etwas nervöser als sonst, doch erstaunlicherweise weniger als erwartet, wie sie selbst sagt.
Vor allem für aktive Kunstradfahrer ist das Parkett stets besonders wichtig und da hatte die ÖVB Arena in Bremen etwas ganz besonderes zu bieten – es war nagelneu – in einer Größe von 11 mal 14 Metern und das war für viele jedoch eine kleine Herausforderung. Wie seid ihr mit dem Boden klar gekommen, gibt es aus eurer Sicht große Unterschiede zu einem „normalen“ Sporthallenboden?
„Wir sind schon ein wenig früher in Bremen gewesen und konnten bereits einige Tage vorher die ersten Trainingseinheiten in der großen Halle absolvieren“, so die beiden im Gespräch. „Der Boden ist bei internationalen Wettkämpfen häufig ein etwas anderer, als der, wie wir es aus den Turnhallen von unseren regionalen Wettkämpfen und Trainings zum Beispiel gewohnt sind. Hier war es ein extra ausgelegter, neuer Parkettboden, welcher sich eigentlich ganz gut fahren ließ, problematisch war eher der alte Boden der Arena darunter. Dieser hatte nicht nur quer verlaufende (geriffelte) Schächte, sondern auch einige Macken durch jahrelange Abnutzung bei verschiedensten Veranstaltungen, was sich nicht ausgleichen ließ und so für Unebenheiten auf der Wettkampffläche sorgte“, so Katarina weiter. Dennoch, trotz des ungewohnten Bodens konnten sie ihre Kür im Zweier und auch Alex alleine gut zeigen.

Am zweiten Wettkampftag war es schließlich soweit, Katarina und Alex fuhren zuerst im 2er, Alex einige Stunden später weitere beeindruckende Tricks im 1er auf dem Kunstrad. „Im 2er besteht unser Programm aus 25 Übungen, wobei wir 17 auf zwei Rädern (jeder auf seinem) und dann 8 Übungen beide auf einem Rad fahren“, verrieten die beiden.
Wie lange habt für die WM trainiert, wie zufrieden seid ihr mit euren je fünf Minuten gewesen und bedarf es einer anderen Vorbereitung als für „normale“ Wettkämpfe?
Katarina: „Trotz Pausen zwischendurch fahren Alex und ich insgesamt schon mehrere Jahre zusammen im Zweier. Das vorbereitende Training für einen solchen Wettkampf ist nicht wirklich anders als das „normale“ Training, das Gefühl beim Fahren aber teilweise schon, wobei man das manchmal auch, je nach Tagesform größtenteils ausblenden kann – natürlich ist definitiv mehr Aufregung im Spiel. Am Stück haben wir allerdings für diese WM nur etwa drei Wochen (ca. 2x/Woche) zusammen trainiert, da ich noch mit einer Verletzung von Anfang Juli zu tun habe. Im Zweier sind wir sehr zufrieden gewesen, alles, was wir uns vorgenommen haben, hat gut geklappt. Alex wäre insgesamt gerne etwas sauberer gefahren, aber er kann sehr stolz auf das Erreichte sein. Da ist es dann auch völlig in Ordnung, wenn es keine Bestleistungen sind. Wir haben es noch einmal wahnsinnig genießen können, vor einer solchen Kulisse zeigen zu dürfen, was wir trainiert und gelernt haben – es war wunderschön!“




Welches Ziel steht als nächstes bei dir an Katarina?
„Im Sport habe ich kein direkt anstehendes Ziel, mein Fokus liegt vielmehr darin, wieder ganz fit zu werden und mich dann schmerzfrei und optimal auf die nächste Saison im Frühjahr vorbereiten zu können.“
Am 26. Oktober 2024 klappte Alex durchaus mit einem weinenden Auge das Buch „aktive Zeit als Kunst- & Hallen-Radsportler“ zu, freut sich aber mit dem anderen, lachenden Auge ab sofort die freigewordene Zeit mit vielen neuen Plänen und Ideen zu verbringen, Neues auszuprobieren und verwirklichen zu können. Abschließend: Alex – was hast du innerhalb deiner aktiven Kunst- & Einrad-Zeit am liebsten gemacht und was waren deine persönlich größten Erfolge, worauf bist du besonders stolz, bzw. was ist deine schönste Erinnerung daran? „Am aufregendsten fand ich immer die internationalen Wettkämpfe, diese besondere Anspannung, die andere Konzentration und das etwas größere Kribbeln. Aber definitiv eine meiner schönsten Erinnerungen ist der Titel des Ostdeutschen Meisters 2019.“
Einmal können wir Alex noch auf seinem Kunstrad erleben, denn er lässt es sich nicht nehmen, an der vereinsinternen Jubiläumsgala der Abteilung Gymnastik & Turnen am 23.11.2024 ab 17 Uhr in der Sporthalle des Hans-Carossa-Gymnasiums beim Auftritt der Sektion Kunst- & Einrad teilzunehmen.
Alex: „Ein besonderer Dank geht an meine Trainer Nicole, Julia, Sebastian, Lea und an alle anderen …für die schöne Zeit, die vielen Trainingseinheiten und für alle Wettkämpfe, die ich mit Euch gemeinsam erleben durfte. Ich werde gerne an all das zurückdenken!“
Euch beiden *herzlichen Glückwunsch* zu euren Leistungen, TOI TOI TOI für die Zukunft, bleibt weiterhin derart sportlich aktiv, werdet und bleibt fit – ich danke Euch für das Gespräch!
Kathrin Hoyer, Katarina & Alexander Howe